„Die Kiste willst du fahren? Der passt doch gar nicht zu dir“, sagte mein Papa zweifelnd, als ich ihn kurz nach meinem 17. Geburtstag anbettelte, mir seinen alten Renault Kangoo zu vermachen. Eigentlich wollte er ihn anderweitig verkaufen, weil er ihm für seine Selbstständigkeit als Gas- & Wasserinstallateur zu klein geworden war. Ich protestierte jedoch heftig: „Papa, das Teil ist ein Charakterauto! Das fährt nicht jeder. Und viel Platz gibt es auch noch!“ Das war in der Tat nicht gelogen: Der Kangoo hatte nur zwei Sitze (und einen mickrigen Klappsitz, haha) und eine riesige Ladefläche. „Ich könnte damit sogar in den Urlaub fahren und bräuchte nicht mal ein Hotel!“ – Was ich auch tat.
Ich war der erste Jahrgang, der in Hessen den Führerschein mit 17 machen konnte. Und ganze zwei Wochen vor meinem 18. Geburtstag hatte ich meinen Lappen dann auch endlich in der Tasche. Wow, Freiheit! Wenn man wie ich auf dem tiefsten Dorf mitten im südhessischen Nirgendwo aufgewachsen ist, ohne Bahnhof oder andere gute Verbindung in die nächstgößere Stadt, dann eröffnet sich einem wirklich eine ganz neue Welt. Hach, der süße Duft von Unabhängigkeit.
Eines Sommers begab es sich dann, dass eine liebe Freundin und ich fast gleichzeitig von unseren Freunden sitzen gelassen wurden. Jaja, traurig, traurig. Aber für uns der beste Moment für einen Girls Roadtrip durch Deutschland und Holland. Besonders schön waren die Tage in Katwijk direkt am Meer. Wir sind mit meinem Kangoo einfach fast bis an den Strand gefahren, haben uns mit einer Decke ans Wasser gesetzt und die Seele baumeln lassen. Bis in die tiefste Nacht saßen wir am Strand, bis es uns zu kalt wurde und wir in den guten, heimeligen Kangoo gekrochen sind. Ab und zu ist Herzschmerz also doch für etwas gut. Für diesen unvergesslichen Roadtrip auf jeden Fall.
Hach ja, was habe ich mit meinem Kangoo alles für Abenteuer erlebt. Roadtrips, den täglichen Weg zur Schule, zwei Umzüge – ja, sogar die Schweins sind mal in dem Auto umgezogen. Man kann wirklich sagen, es war wahre Autoliebe. Wahrscheinlich wären wir heute noch glücklich vereint – hätte ich ihn nicht zu Beginn meines Studiums verkaufen müssen. Traurige Geschichte. Schmerzt mich noch immer. Ich habe mein Herz seitdem auch nie wieder an ein anderes Auto verschenkt und lebe seitdem komplett autolos. RIP Kangoo-lein! Du wirst immer in meinem Herzen sein.
3 Kommentare
was für eine nette erinnerung, die ladefläche bzw. die größe vom rücksitz spielt für mich auch immer eine rolle beim autokauf 🙂
Liebe Jenni,
vielen Dank für Deinen Beitrag zu unserer Blogparade #MeinErstesAuto.
Ich trauere mit Dir um den Verlust dieses Charakterautos 😉
Herzliche Grüße
Sonja aus dem Social Media-Team von ERGO Direkt
Ach was für eine schöne Erinnerung und in diesem Auto hast du wirklich genug Platz für fast alles 🙂 das würde Ikea-Einkäufe eindeutig vereinfachen.. und wenn du in den Urlaub fährst hat da hinten auch alles Platz. Schade, dass du ihn verkaufen musstest, aber vielleicht findest du irgendwann wieder ein Auto, an dass du dein Herz verschenken kannst. Mein erstes Auto war und ist mein Audi A1. Es war Liebe auf den ersten Blick, er war viel zu teuer, fährt aber seit 5 Jahren reibungslos und ich stehe total auf die Farbe und das Modell (Teakbraun). Leider hat er aber nur 2 Türen und ist auch sonst recht klein aber trotzdem ♥